» Hintergrund der Isolation von Katar
Als offizielle Begründung für die Beendigung der diplomatischen Beziehungen zwischen Saudi-Arabien, dem Jemen, Bahrain, den Malediven, Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten werden durch die Nachrichtenagentur Katars veröffentlichte angebliche Aussagen des Emirs von Katar genannt.
Der wahre Hintergrund der aktuellen Eskalation zwischen Katar und Saudi-Arabien ist der Kampf des sunnitischen Saudi-Arabiens und des schiitischen Irans um die Vorherrschaft in der Golfregion, der seit längerem ausgetragen wird. Daher gehört auch Bahrain zu den Staaten, die versuchen, Katar zu isolieren, da das Land von sunnitischen Herrschern gelenkt wird, allerdings der überwiegende Teil der Bevölkerung der schiitischen Glaubensrichtung angehört. In den Vereinigten Arabischen Emiraten dominiert die sunnitische Glaubensausprägung. Lediglich bis zu 20 Prozent der Bevölkerung gehören der schiitischen Glaubenskonfession an. Ebenso gehören ca. 90 Prozent der ägyptischen Bevölkerung dem sunnitischen Islam an.
Der aktuelle Konflikt zwischen Katar und Saudi-Arabien könnte somit, auf Basis der Glaubensverteilung in Saudi-Arabien, Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Ägyptens, schnell als Konflikt der verschiedenen Glaubenskonfession des Islams abgetan werden. Oft wird hierbei auf einen seit Hunderten von Jahren bestehenden Glaubenskrieg verwiesen. Allerdings spricht gegen diese Darstellung der Fakt, dass die Anhänger der beiden Konfessionen über viele Jahre friedlich in der Region lebten.
Vielmehr nutzt Saudi-Arabien die beiden Konfessionen als politisches Thema gegen den schiitischen Iran, den es als potentielle Bedrohung sieht. Dies geschieht seit der islamischen Revolution im Iran im Jahr 1979. Seit dieser Zeit betrachtet die Regierung Saudi-Arabiens die arabischen Schiiten als Handlanger des Irans.
Somit ist der eigentliche Grund des Konfliktes zwischen Katar und Saudi-Arabien der Machtanspruch Saudi-Arabiens in der Golfregion, den Katar scheinbar nicht bedingungslos akzeptiert.