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Angebrachte Kritik oder sinnfreies Katar-Bashing?

Am 2. Dezember 2010 kam es zu Jubelszenen in Zürich. An diesem Tag wurde die 22 FIFA Fußball Weltmeisterschaft an das Emirat Katar vergeben. Selbstredend wurde dieser Vergabe von den Kataris in Zürich und auch in Katar gefeiert.

Allerdings wurde auch in Deutschland gefeiert, genauer gesagt wurde in München gefeiert, bei der Agentur Serviceplan Group SE & Co. KG. Die Agentur hat die Bewerbungsunterlagen für Katar erstellt und den Bewerbungsprozess Katars aus Deutschland mit Spezialisten begleitet.(1)

Allerdings hatten ab diesen Zeitpunkt auch viele andere deutsche Firmen Grund zum Feiern. Zu diesen Firmen gehörten zum Beispiel:

  • die Deutsche Bahn – Bahnsystem (2)
  • die HOCHTIEF AG – Infrastruktur (Tunnel, Einkaufszentrum, usw.) (3) (4)
  • die SIEMENS AG- Umschaltanlagen (4)

Der Grund für die nun kommend gute Stimmung bei deutsche Firmen war der steigende Auftragseingang aus Katar. Deutsche Unternehmen kamen spielend an Beauftragungen aus Katar, da Deutschland zu diesem Zeitpunkt einen exzellenten Ruf hatte. Dieser positive Ruf erstreckte sich über Know How, Wertarbeit, Ausbildung und Fachleuten – kurz um „Made in Germany“ war ein Qualitätsmerkmal, auch im Fußball.


Von „Made in Germany“ zu WM Boykottieren


Seitdem sind 12 Jahre vergangen. In diesen 12 Jahren ist viel passiert. Die Deutschen haben ihren Blick in dieser Zeit auf Katar gewandelt. Besser gesagt, die deutschen haben ihren Blick gefunden bzw. vielmehr erfunden, da es vor 12 Jahren schlicht keinen Blick aus Deutschland auf Katar gab.


Wo liegt eigentlich Katar?


Diese Wandlung lässt sich kurz zusammenfassen, von „Wo liegt eigentlich Katar?“ hin zu „Katar ist zu verurteilen und die WM zu boykottieren“.

Diese Änderung der Wahrnehmung beruht zu Großteil auf der Politisierung der FIFA WM 2022 und dem heben des moralischen Zeigefingers aus der Ferne, den nur wenige Deutsche waren jemals in Katar. Nur wenige Deutsche haben je mit einem Menschen aus Katar gesprochen bzw. mit einem Arbeiter vor Ort.

Allerdings glauben sie genau zu wissen, was in Katar geschieht – sogar auf den Baustellen.

Daher darf die Frage gestellt werden – Was steckt hinter diesen dauerhaften Vorwürfen?

Geht es den Kritikern aus Deutschland um wirkliche Veränderung von Dingen vor Ort oder vielmehr um das Darstellen ihrer vermeintlichen moralischen Überlegenheit inklusive dem ungebetenen Angebot eines möglichen Exportes „ihrer Werte“?

Geht es um die möglichen Todesfälle im Zusammenhang mit WM-Baumaßnahmen?

Wohl kaum, denn bis zum heutigen Tag gab es keine einzige ernstzunehmende Aussage aus Katar zu möglichen Todeszahlen, wenn gleiche jeder Tote ein Toter zu viel ist. In den Medien wird oft auf über 15.000 Todesfällen verwiesen, die aus einem Amnesty International Bericht stammt. (5)

Nur räumt Amnesty International selber eine, dass diese Zahle alle ausländischen Staatsbürger umfasst, die zwischen 2010 bis 2019 im Emirat verstorben sind. Zur Erinnerung, die WM wurde erste Ende 2010 vergeben.

Geht es um mögliche Korruption bei der WM-Vergabe?

Vielleicht ist es bereits vergessen, eine Überweisung von 6,7 Millionen Euro durch das deutsche WM-Organisationskomitee im Jahr 2005 an Mohamed Bin Hammam (früherer Fifa-Funktionär) wurde als Korruption bzw. Bestechung eingeordnet. (6)

Franz Beckenbauer, Theo Zwanziger (ehemaliger DFB-Präsidenten) und Horst R. Schmidt (damaliger DFB-Generalsekretär) rettete nur die Verjährung dieser Handlung vor sportrechtlichen Untersuchung.

Ebenso legte im selben Jahr das Schweizer Bundesgericht in Bellinzona seine Aktivitäten nieder, da mögliche Vorwürfe gegen DFB Präsident Theo Zwanziger, Amtsnachfolger Wolfgang Niersbach und Schmidt ebenso verjährt waren. (6)

Geld aus Katar immer gern

Neben den oben erwähnten Aufträgen für die deutsche Wirtschaft, fließen auch katarische Milliarden in die deutsche Wirtschaft. Der katarische Staatsfonds ist mit einem Volumen von ca. 25 Mrd. Euro der größte Auslandsinvestor in Deutschland. Ebenso hält Katar über den katarischen Staatsfond massive Anteile an deutschen Unternehmen, wie zum Beispiel an der Volkswagen AG, der Deutschen Bank AG oder RWE AG. Die deutsche Wirtschaft und Deutschland profitiert extrem von diesen Investitionen.

Gas aus Katar ist auch gut

Im März 2022 besuchte der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck das Emirat Katar im Rahmen seiner Energie-Shoppingtour(7). Katar ist einer der wichtigsten Gasexporteure der Welt, welcher direkt das North Field abbauen kann. Neben den Investitionen aus Katar, möchte Deutschland gern auch Flüssiggas aus Katar beziehen, trotz der massiven Kritik an dem Emirat.

Final betrachtet ist der aktuelle Blick vieler Deutscher auf Katar einseitig, undifferenziert und unreflektiert. Besonders bei denen die Katar überzogen kritisieren allerdings VW Golf fahren, ein Konto bei der Deutschen Bank haben oder Strom von RWE beziehen bzw. FC Bayern Fans sind.

Katar nur als stillen Geldgeber bzw. als günstige Tankstelle ohne eigene Kultur, Ansichten, Regeln und Meinungen zu betrachten, ist vielleicht unangebracht. Katar respektlose und überzogen zu kritisieren, sprich Katar-Bashing zu betreiben, ist völlig fehlangebracht, wenn man wirklich etwas vor Ort mit den Menschen erreichen möchte.

Quellen

  • 1) https://www.sueddeutsche.de/muenchen/landkreismuenchen/wm-2022-in-katar-werbung-fuer-die-wueste-1.1035359-2
  • 2) https://www.n-tv.de/wirtschaft/DB-baut-Katar-komplettes-Eisenbahnnetz-article15006551.html 3) ttps://www.hochtief.de/aktuelles-medien/pressemitteilungen/pressemitteilung/hochtief-gewinnt-tunnel-bauauftrag-in-katar-fuer-265-mio-euro
  • 4) https://www.spiegel.de/wirtschaft/katar-hochtief-baut-acht-kilometer-langes-einkaufszentrum-a-621321.html
  • 5) https://www.capital.de/wirtschaft-politik/kritik-an-katar-ist-berechtigt—bashing-aber-ist-unangebracht-32945558.html
  • 6) https://www.spiegel.de/sport/fussball/moegliche-korruption-bei-wm-vergabe-2006-kein-verfahren-gegen-franz-beckenbauer-und-co-wegen-verjaehrung-a-aa462813-9242-469b-b401-af10894c2c2e
  • (7) https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/habeck-energie-101.html